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Dienstag, 9. Juni 2020

Schnutenpulli selbstgemacht

Da darf man nicht als Frau mit freiem Oberkörper in den Supermarkt. In Italien ist der Besuch des Petersdoms in kurzen Hosen nicht gestattet und jetzt geht es in geschlossene Räume nur noch mit der Mundbedeckung. Nach anfänglichem Geholper, sind diese Schnutenpullis jetzt auch überall zu kaufen. Aber wer mit der Nähmaschine ein bisschen geschickt ist, der kann sie auch selbst nähen.



Ich nähe gerne und die Anleitung zum Nähen einer "Maske" habe ich bei youtube gefunden. Ich habe mir das einfachste Modell gesucht. Aber ich nehme keine Gummibänder um die Ohren, sondern lange Bänder, die man hinter dem Kopf zusammenbinden kann.



Die Stoffe sind kein Problem. Da waren schnell alte T-Shirts und Tischdecken gefunden, die sich sehr gut eignen. Tatsächlich sind die T-Shirts mit ihrem Jerseystoff schwieriger zu nähen, fühlen sich aber im Gesicht deutlich besser an. Auch eine alte Hose mit Tarnlook hat sich bewährt. Aufgrund der dichten Webung und der Beschichtung, braucht man da nur einlagig zu nähnen.



Blöd nur, dass mein Hund das Dampfbügeleisen hasst. Das Zisch-Geräusch, wenn der Dampf raus kommt, macht ihm Angst. Ich hatte daran gar nicht gedacht und auch ohne Dampf gebügelt, aber schon der Geruch des heißen Bügeleisens führt dazu, dass er zittert. Und wie dann noch das Rattern der Nähmaschine dazu kam, hat der Pawlowsche Reflex eingesetzt. Das ging so weit, dass der Hund sich in der Küche versteckt hat, sobald ich die Nähmaschine eingeschaltet habe.



Somit bin ich nicht so schnell vorangekommen, wie ich mir gewünscht hätte. Ich hätte schon längst für jedes Outfit die passende Mundbedeckung, denn das Nähen dauert pro Stück bei mir etwa eine Stunde. Ich muss also immer jemanden finden, der den Hund außerhalb des Hauses hütet, wenn ich mich an die Nähmaschine setze.



Wir haben nebenei natürlich ein Anti-Angst-Training eingebaut. Das fing ganz langsam damit an, dass ich zur Nähmaschine gegangen bin und einfach wieder weg. Jetzt kann er schon stressfrei neben dem Bügelbrett liegen, während ich die Stoffe zuschneide. Aber das Bügeleisen kann ich immer noch nicht anschalten.



Ich habe noch eine Menge Ideen für den Schnutenpulli. Und ich freue mich über die lustigen Aufdrucke, die es inzwischen zu kaufen gibt. Es gibt ja auch noch andere Formen, die ich gerne ausprobieren möchte. Die Reste der Stoffe sind in einen Wäschekorb gewandert. Daraus lässt sich sicher noch ein cooler Quilt machen. Das habe ich mir seit Jahren vorgenommen. Es gibt also gute Gründe den Hund weiter zu trainieren, damit ich noch einem weiteren Hobby nachgehen kann.



Letztens fragte mich die Nachbarin, was ich von der ganzen Krise halte. Sie ist schwer genervt von dem Pulli im Gesicht und hat das Gefühl ihr würde ein Bär aufgebunden werden. Ich kann da nur antworten: "Keine Ahnung!". Irgendeiner Seite muss ich Vertrauen schenken und, trotz massiver Informationen von allen Seiten, am Ende GLAUBEN, was ich für richtig halte. Es ist ein Bauchgefühl und keine wissensbasierte Erkenntnis.

Und so bin ich auf der Seite:
  • Mundbedeckung und Abstand sind gut.
  • Einschränkung der Versammlungsfreiheit, Angabe der persönlichen Daten in Restaurants, beim Friseur oder in der Selbsthilfegruppe sind schlecht.

Ich bin kein Fan von Radikalen, aber ich bin froh, dass auch vernünftige Leute die Maßnahmen in Frage stellen. Denn ich habe keine Ahnung, was richtig ist. Aber wenn weiter untersucht, geforscht und diskutiert wird, dann wird es die bestmöglichste Lösung für die Zukunft geben, die uns dann durch die nächste Krise helfen wird.

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