Dieses Blog durchsuchen

Montag, 16. März 2015

Stammtisch






An diesem Wochenende war in unserer Familie eine Taufe. Wir waren alle eingeladen nach Kiel an die Ostsee. Nach einem schönen Gottesdienst gab es reichlich Essen vom Buffett in einer Gaststätte direkt am Strand. Die Hunde, die mit durften, haben sich gefreut. Dort war nicht nur menschlich was los, sondern der Strand war wohl auch ein Lieblingsausflugziel für andere Hundebesitzer. Ein toller Tag mit tollem Training.

Es erinnerte mich daran, dass ich gerade eine Dokumentation auf dem NDR gesehen habe.

100 Jahre Landleben - Mediathek des NDR

Auch dort wird von den Feierlichkeiten geredet, die im Dorf sehr wichtig waren. Damals bekam man keine Informationen durch das Internet. Und auch Fernsehen und Radio hatte nicht jeder. Auch wenn ich noch nicht so alt bin, kann ich mich an Bauernstellen erinnert, wo es wirklich nicht mal einen Radioapparat gab. So ging man zu den Feierlichkeiten oder in die Kneipe. Wobei ich annehme, dass die Frauen sich eher beim Waschplatz oder in der Molkerei trafen und weniger in der Wirtschaft. Das blieb wohl den Männern vorbehalten.

Doch auch wenn heute jeder seine Informationen überall erhalten kann, bleibt die Kneipe oft der Mittelpunkt des Dorfes. Unser Dorf besteht inzwischen aus 5 Gemeinden und es gibt nur noch eine Kneipe. Für mich sind das 4km Fahrt. Auch ich lasse mich dort ab und an am Stammtisch sehen, um die Geschichten zu hören, die es nirgends im Internet, Fernsehen oder Radio gibt. Und ja - der Stammtisch ist die Zentrale der Tratscherei. Was vielen Menschen unangenehm ist, macht den Unterschied auf dem Dorf aus. Man kennt sich, man redet miteinander und übereinander. Und dann kann man sich auch helfen. Dem Unbekannten Zugezogenen, der sich nicht vorstellt, wird auch nicht geholfen. In die Gemeinschaft muss man sich schon integrieren und dafür muss man aktiv etwas tun und sich auch in die Karten gucken lassen. Klar wird auch gelästert, aber es ist selten boshaft. Ein Dorf ist zu klein, um sich dauerhaft zu streiten.

Viele Rituale und Feiern, die früher ein "muss" waren, um zum Dorf dazu zu gehören, gibt es auch gar nicht mehr. Hier wird kaum noch am Sonntag in die Kirche gegangen. Und es wird auch mit Verständnis reagiert, wenn man nicht bei der freiwilligen Feuerwehr ist. Nicht an jedem "Brauchtumsfeuer" kann man teilnehmen, weil es viele andere Verpflichtungen gibt. Aber eine Karte und ein bisschen Geld gibt es immer in die Karten zur Jugendweihe, Konfirmation, Beerdigung oder Hochzeit. Im kleinen Supermarkt, dem ehemaligen Konsum, bleibt man einen Moment stehen und erzählt kurz ein bisschen. Auf der Straße wird gegrüßt, nach Möglichkeit mit Namen. Und wenn ein Umzug zum Erntefest ansteht, dann wird vorne gemäht und eine Kleinigkeit geschmückt. Das gehört sich einfach so und das gehört dazu.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen